Leadership Behavior: Poker Face vs. Emotionen zeigen
Brauchen Sie als starke Führungspersönlichkeit ein „Poker Face“? Unnahbarkeit und Coolness, in Mimik und Körperhaltung, Kommunikation in Phrasen, als Zeichen der Stärke?
Wenn wir ehrlich sind, glauben wir das schon manchmal.
Geht es um unser Business, erscheint manchen die eigene Intuition, das eigene Gefühl (insbesondere in Situationen, die schwer zu bewältigen sind) oft als bedrohlich, als schlecht beherrschbar und schwer zu managen, viel zu unsicher und damit viel zu riskant.
Um uns vor diesen Emotionen zu schützen, wechselt der eine oder andere gelegentlich in eine nach außen stark und hart erscheinende Position, schlüpft hinter eine vermeintlich schützende Fassade.
Wir denken oft wirklich, so vor Unsicherheit, Verlegenheit, Blamage, Angriffen und Fehlern besser geschützt zu sein.
Für einige „the safe way to go“ – auch wenn es anstrengend ist und z.B. bis zu „Burnout“ führen kann, wenn Außendarstellung und innerer Zustand über lange Zeit nicht konsistent sind.
Wer von uns kennt nicht Führungspersönlichkeiten aus bestimmten Führungsetagen, die Leitsätze verinnerlicht haben wie z.B. „Emotionen schwächen - Logik, Daten, Rationalität sind das Maß aller Dinge“. Diese Haltung sieht sozusagen die Emotionen, die Gefühle als einen Intimfeind des kontrollversessenen Managements.
Das ist weit weg von „Modern“ oder „New Leadership“.
Und deren Mitarbeiter verlassen dann primär ihre Führungskraft und nicht das Unternehmen.
An dieser Stelle setzen wir ein dezidiertes STOPP.
Denn Führung von Menschen funktioniert immer nur dann gut, wenn sie authentisch mit menschlichen Emotionen umgeht – sie wahrnimmt, annimmt, verarbeitet und zum positiven für alle Beteiligten nutzt.
Wir voten deshalb unmissverständlich, klar und deutlich mit „JA“ zu Emotionen! Emotionen sind das zentrale Merkmal unseres Menschseins und unserer sozialen Interaktion. Führung ist es nur, wenn Menschen auch „mitgehen“. Führung sollte sich also auf die Menschen und deren Emotionen konzentrieren.
Emotionen lösen Feedbackschleifen aus, wirken zurück, innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Jede Führungskraft, jeder Mitarbeiter stützt das gesamte System, im Guten wie im Schlechten.
Ohne Emotionen erreichen wir in der Führung schlichtweg unsere Mitarbeiter nicht!
Vielmehr hängen Kreativität, Loyalität, Engagement und die Leistung unserer Mitarbeiter primär von ihren Emotionen ab und nicht, wie wir meistens glauben, von sachlich-rationalen Umständen.
Der direkte Zusammenhang zu guter Mitarbeiterbindung und Motivation in der Belegschaft liegt also auf der Hand.
Weshalb ist das so? Bemühen wir dazu die Neurowissenschaft.
Verantwortlich dafür ist unser Belohnungs- und Motivationssystem im Gehirn.
Es ist grundsätzlich auf Emotionen ausgelegt: „Gute Gefühle“ geben unserem Gehirn die Sicherheit, dass es uns „gut geht“, dass wir „gut sind“ - ein Grundbedürfnis. Und genau das steuert unser Verhalten.
Wir können also gar nicht anders, als unser Gehirn mit positiven Rückmeldungen aus unserem „sozialen Verbund“ zu versorgen, also mit sozialer Bestätigung von Menschen aus unserem beruflichen und privaten Umfeld.
Die Fähigkeit der Empathie wurde auch aus diesem Grund von unserem Gehirn immer weiter entwickelt.
Der Nutzen: Empathie ermöglicht es uns, die Gefühle anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen, miteinander zu sein, uns näher zu sein. Dazu gehören eben auch die Gefühle, die Menschen uns entgegenbringen und die für die genannte soziale Bestätigung zuständig sind.
Wenn wir uns in der Leading Role jedoch bewusst mit einem Poker Face „maskieren“, verhindern wir diese Rückmeldung – verhindern also, dass Mitarbeiter und Kollegen an uns andocken können. Wir verhindern, dass sie sich in uns einfühlen können, Verbindung aufbauen können und sich in unserer Gegenwart „sicher“ fühlen, uns folgen wollen.
„Poker Face Leader“ wirken auf Mitarbeiter sehr abgegrenzt und nicht greifbar. Wir fühlen uns bei solchen Leadern eher unwohl.
Spannender Weise kommt on top dazu noch: Auch sachlich-inhaltliche Botschaften wirken bei diesen Personen weniger kraftvoll. „Poker Face Leader“ werden mehr hinterfragt, kritischer gesehen und als unglaubwürdiger wahrgenommen. Und das sind nicht gerade die besten Rahmenbedingungen für gemeinsamen Erfolg.
Echte, authentische Führungsstärke wirkt von unserem ganz individuellen Inneren heraus.
Sie definiert sich durch Emotionen, die wir zulassen, annehmen und welchen Umgang wir damit offen vorleben. Das beeinflusst das Mindset und die Haltung der Menschen in unseren Teams und damit letztlich, ob die Unternehmenskultur anziehend und förderlich auf Mitarbeiter wirkt – oder das Gegenteil.
Der amerikanische Psychologe Daniel Goleman bezeichnet diese Fähigkeiten als „emotionale Intelligenz“: eine Summe aus Selbstbewusstheit, Selbstmanagement und Selbstreflexion, um in soziale Resonanz zu kommen.
- Selbstbewusstheit beschreibt Ihre Fähigkeit als Führungskraft, sich selbst und andere wahrzunehmen, sowie Ihre eigenen Emotionen und Ihre Wirkung auf andere einschätzen zu können. Selbstbewusstheit ist geprägt von einem kompetenzorientierten Denken und der Fähigkeit bzw. Bereitschaft für einen Perspektivenwechsel.
- Selbstmanagement ist die Fähigkeit, sich und die eigenen Emotionen zu managen, um insbesondere in unvorhergesehenen und kritischen Situationen angemessen agieren und reagieren zu können.
- Die Selbstreflexion zeichnet sich durch ein tiefes Verständnis für die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Motive aus. Das bedeutet, dass Sie Stärken und Schwächen als Entwicklungschance begreifen. Die Selbstreflexion beinhaltet auch, dass Sie achtsam mit sich selbst umgehen und aus sich selbst heraus eine Eigenkultur entwickelt haben.
Ein schönes Beispiel für nahbares Leadership geben aktuell Robert Habeck und Annalena Baerbock ab. Ihre Authentizität in der Kommunikation verknüpft mit persönlichen Emotionen, klare und offene Worte machen sie nicht nur sympathisch, menschlich andockbar, sondern auch glaubwürdiger und inspirierender.
Wrap up:
Wer Emotionen im Job als „Gefühlsduselei“ negiert, der unterschätzt gravierend ein menschliches Grundbedürfnis und deren Wirkung auf den Erfolg jedes Teams und jedes Unternehmens!
Moderne, zukunftsorientierte Leader wissen, dass es neben den kognitiven vor allem die emotionalen Fähigkeiten sind, die größte Bedeutung haben.
Positiven Einfluss auf die Gefühlslage ihrer Mitarbeitenden und die Arbeitsatmosphäre nehmen zu können, stiftet persönliches Engagement und gibt Sinn – Produktivität und Leistung werden folgen.
Verstecken Sie sich nicht hinter Sachlichkeit, hinter Geschäftsprozessen, hinter einer nicht greifbaren Fassade. Wenden Sie sich offen und mutig den eigenen und den Emotionen Ihrer Mitarbeiter zu und ermöglichen Sie so ein wirkliches Miteinander, Wachstum und Erfolg.
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Gabriele Ella und Bernhard Freudenstein